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23.7.2020
#company

Fair Play mit Orangennoten: Weshalb wir ab sofort Café del Rey trinken

Über Kaffee kann man stundenlang sinnieren. Vor allem, wenn man Florian Pfeifer gegenübersitzt. Der Bruchsaler hat 2018 seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und mit „Café del Rey“ ein Kaffee-Label gegründet, das voll auf Qualität, Nachhaltigkeit, soziales Engagement und faire Beziehungen setzt. Als wir Florian letztes Jahr zufällig bei einem Networking-Event in Mannheim kennenlernten, hat er uns mit seiner Philosophie sofort angefixt. Menschlich, geschmacklich, und vor allem moralisch. Nun kauft man aber die berühmte (Kaffee-)Katze nicht im Sack, also wurde es Zeit für einen ordentlichen Kaffeeklatsch: über Selbstverwirklichung, die perfekte Bodenbeschaffenheit – und das große Glück mit der kleinen Bohne.

Florian, kannst du dich noch daran erinnern, wann und wo du deine erste Tasse Kaffee getrunken hast?

Es ist schon eine halbe Ewigkeit her, aber ja, tatsächlich: Ich war ungefähr 13, als ich zum ersten Mal bei meiner Oma an einer Tasse nippen durfte. Den Geschmack fand ich ziemlich unangenehm, weshalb sich diese Erfahrung zunächst so eingebrannt hat.

Wie kam es dann zu deiner Kaffeeliebe?

Ein paar Jahre nach dem „ersten Mal“ war ich bei der Bundeswehr – und hier gehört Kaffee quasi zum Grundnahrungsmittel. Ich wurde angefixt und begann, mich mit der Materie zu beschäftigen. Was gibt es eigentlich für verschiedene Sorten? Was macht einen hochwertigen Kaffee aus? Und wie funktioniert das mit der Röstung? Ich habe dann immer wieder neue Hersteller für mich entdeckt, wild durchprobiert und viel über das Thema gelesen. Irgendwann wollte ich dann auch mal über den Tassenrand blicken, Stichwort: Arbeitsbedingungen in den Anbauländern. Dabei habe ich festgestellt, dass sich vieles, was in der Branche scheinbar ganz normal ist, nicht mit meinen Wertevorstellungen vereinbaren lässt. Zum einen die Arbeitsbedingungen, vor allem bei der Ernte, aber auch unfaire Handelsbeziehungen zwischen den Kaffeebauern und den großen Konzernen sowie das Thema Nachhaltigkeit im Allgemeinen. So kam mir irgendwann der Gedanke „Lass es doch einfach besser machen!“, aber das schien mir damals natürlich noch sehr weit weg.

Guter Punkt: Nach dem Wehrdienst hast du beim Finanzamt gearbeitet, danach warst du Gesundheitsmanager beim Land Baden-Württemberg. Klingt vor allem nach Sicherheit. Wie hat es sich angefühlt, das alles hinter sich zu lassen und das eigene Start-up aufzuziehen?

Dass das kein Spaziergang wird, war mir bewusst. Doch ich habe gespürt, dass mein Leben eine grundlegende Veränderung braucht. Über allem schwebte meine Vision von einem eigenen Unternehmen, das für soziale Gerechtigkeit steht, für Selbstverwirklichung, und das langfristig funktionieren kann – sogar generationenübergreifend. Da ich diesen Ansatz im damaligen Angestelltenverhältnis nicht umsetzen konnte, und das mit meinem Gewissen auch nicht vereinbaren wollte, habe ich mir gedacht: „Ich mach’s jetzt einfach“. Mein Kaffee-Know-how war zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich fortgeschritten und mit Axel Tschernych gab es einen Geschäftspartner an meiner Seite, der mehrere Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung hatte. Also habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Der Gründer von Café del Rey, Florian Pfeifer, hält stolz eine Packung Kaffee in der Hand.
Vom sicheren Job beim Finanzamt zum Kaffee-Entrepreneur: Florian hat den Sprung ins Ungewisse gewagt.

Wenn man heute in den Supermarkt geht, prahlen auf nahezu allen Kaffee- und Espressopackungen irgendwelche Siegel. Wozu brauchen wir nun also eine weitere nachhaltige Kaffeemarke?

Es stimmt, Kaffeemarken gibt es wirklich wie Sand am Meer. Mir ist es jedoch wichtig, den Kaffee direkt zu beziehen. Also ohne Umwege, damit der Bauer am Ende fair daran verdient – und um das zu garantieren, braucht es deutlich mehr, als nur ein Fair Trade-Siegel. Stattdessen sollte man genau hinterfragen, wo der Kaffee herkommt und wie dieser gehandelt wird.

Darüber hinaus, und das liegt mir sehr am Herzen, engagieren wir uns mit Café del Rey für Integration und ein respektvolles Miteinander. So arbeiten wir mit der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten zusammen, wo Menschen mit Handicap unseren Kaffee abfüllen und verschiedenste Werbemittel für uns bedrucken. Außerdem betreiben wir gemeinsam mit ihnen unseren Coffee-Shop in Bruchsal. Kaffee soll Menschen verbinden – das ist uns wirklich wichtig.

Café del Rey steht für faire, transparente Handelsbeziehungen zu seinen Lieferanten. Wie findet ihr die Kaffeebauern, mit denen ihr zusammenarbeiten wollt?

Ich würde gerne ins Flugzeug steigen und ganz Guatemala abklappern, aber das wäre wohl nicht so zielführend. Und selbst wenn: Man erfährt auf diese Weise wenig über die jeweiligen Betriebe, etwa ob und welche Firmen dahinterstecken, die dann im schlimmsten Fall das Geld einsacken. Glücklicherweise habe ich einen guten Freund und Partner, der seit vielen Jahren Kaffeeprojekte betreut. Er hat uns mit Lieferanten aus verschiedenen Ländern vernetzt, die zu uns passen und bei denen wir jeden Schritt bzw. jeden Cent in der Lieferkette nachvollziehen können. Der Kontakt läuft überwiegend online, doch wir haben uns vorgenommen, in Zukunft regelmäßig zu den einzelnen Lieferanten zu reisen, um uns vor Ort ein Bild über die Arbeitsbedingungen zu machen – und um herauszufinden, was wir ggf. verbessern können. Im Zuge dessen sind wir gerade dabei, eine Stiftung zu gründen, um bei den Bauern im Anbaugebiet regenerative Energien zu installieren. Nachhaltigkeit fängt für uns nicht an der eigenen Haustür an, sondern dort, wo der Kaffee angebaut und geerntet wird.

Ihr legt sehr viel Wert auf das Rösten des Kaffees und habt jede Menge Zeit investiert, um die passende Rösterei zu finden. Worauf kommt es da genau an?

Die Rösterei unserer Wahl darf nicht im industriellen Verfahren rösten, sondern nur im traditionellen Trommelverfahren. Die Trommelröstung läuft langsamer, schonender, und nimmt mindestens doppelt so viel Zeit in Anspruch. Und das schmeckt man: Wird Kaffee zu kurz geröstet, kann er nicht ausreifen und es entstehen ein hoher Säuregehalt und Bitterstoffe. Trinkt man zu viel davon, bekommt man Sodbrennen – diese Erfahrung hat wahrscheinlich jeder Kaffeetrinker schon machen dürfen. Darüber hinaus fügt die Industrie teilweise Zucker während des Röstprozesses hinzu, um einen gleichbleibenden Geschmack zu garantieren. Das meine ich nicht mal negativ, der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier und will, dass „sein“ Kaffee immer konstant gleich schmeckt. Wir verzichten aber darauf.

Heißt also, dass bei euch die gleiche Kaffeesorte je nach Ernte ganz unterschiedlich schmecken kann?

Absolut, jede Ernte hat letztendlich ihren eigenen Charakter. Nehmen wir als Beispiel unseren Brasil Kaffee: Im Anbaugebiet stehen sehr viele Orangen- und Zitronenbäume. Die Kaffeepflanze zieht sich die Aromen aus dem Boden, und dadurch entstehen genau diese Noten. Mal sehr orangenlastig, mal eher in Richtung Zitrone – oder auch mal mit Nuancen der Weintraube, denn die wächst dort auch. Wir überlassen das komplett dem Zufall, und das ist gut so. Der Mensch nimmt im Alltag schon viel zu viele Zusatz- und Konservierungsstoffe auf, da soll unser Kaffee einfach unverfälschten Genuss bieten.

Orangennoten, Nuancen der Weintraube – man könnte meinen, du sprichst gerade von Wein.

Tatsächlich, ein guter Kaffee ist wie ein guter Wein, wenn’s um die äußeren Faktoren geht. Ein optimales Schatten-Licht-Verhältnis ist wichtig, genauso wie ein lockerer, nährstoffhaltiger Boden. Die Temperatur sollte nie unter 25 Grad fallen, eine gewisse Luftfeuchtigkeit ist auch immer gut – und natürlich die Höhenlage. Doch bevor es jetzt Kritik hagelt: Ein guter Robusta aus Tieflage hat mittlerweile auch seine Berechtigung. Man kann da wirklich eine Wissenschaft draus machen, wenn man möchte.

Unsere Tasse ist leer, kommen wir zur letzten Frage: Was steht als nächstes bei euch auf der Agenda?

Wir wollen noch in diesem Jahr unsere eigene Rösterei in Bruchsal eröffnen. Das traditionelle Trommelröstverfahren – ich hatte es bereits angesprochen – wird hier natürlich zum Zug kommen. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit werden wir voll auf regenerative Energien setzen. Wir testen aktuell einige Optionen – von Photovoltaik bis zu Biomethangas. Und wenn der Tag kommt, an dem die Maschinen zum ersten Mal laufen, geht für mich ein absoluter Traum in Erfüllung.

Haben wir euer Interesse für guten Kaffee geweckt? Dann werft einen Blick in den Onlineshop, erfahrt mehr über Florian und sein Team – und gönnt euch einen Kaffee der Spitzenklasse: www.cafedelrey.de